Favolacce, oder Bad Tales, ist ein italienischer Spielfilm von den Gebrüdern Damiano und Fabio D’Innocenzo aus dem Jahr 2020. Er wurde auf der Berlinale für den Goldenen Bären nominiert und mit dem Silbernen Bären für das beste Drehbuch ausgezeichnet. Aber warum ragt eine Geschichte über die Banalität von ein paar spießigen Familien in Roms Vorstädten so hervor?

Durch die schwüle Sommerhitze beherrscht die Trägheit eine Wohnsiedlung in einer Vorstadt Roms. So manche Familie wohnt hier, aber gehört trotzdem nicht richtig dazu. Hinter der sommerlichen Langeweile versteckt sich ein mysteriöses und schleichendes Gefühl des Unbehagens. Die Eltern sind ständig frustriert, weil sie nicht aus einem besseren Randbezirk kommen und die bürgerliche Lebenshaltung, die sie sich gewünscht hatten, außerhalb ihrer Reichweite ist. Ihre Kinder sind jedoch die echten Protagonist*innen der Schockwelle, die die ganze Siedlung in einen Zusammenbruch treibt.

Ein fast primitiver Zorn glimmt in den Beziehungen und Ereignissen, die vor einer streng konstruierten Kulisse stattfinden. Ein unglaubwürdiger Erzähler leitet die Zuschauer, süß und sarkastisch, durch dieses finstere, moderne Märchen. Das ist kurz gesagt eine nonchalante aber überwältigende Geschichte über Männer und Frauen, die mit ansehen müssen, dass ihre Hoffnungen und Träume urplötzlich auf der Strecke bleiben.

Durch diesen Film nimmt das Brüderpaar Damiano und Fabio D’Innocenzo sowohl die Zerbrechlichkeit der Spießbürgerlichkeit als auch die dadurch verursachten schädlichen Belastungen für die Kinder unter die Lupe. Während die Eltern damit beschäftigt sind das Image der komfortablen, mittelständischen Familie aufrecht zu erhalten, verlieren die Kinder die Orientierung nach und nach, bis sie vergessen, was es bedeutet ein Kind zu sein und was das Leben lebenswert macht. Was die Kinder am Ende tun, unterbricht die Monotonie und die Sicherheit des bürgerlichen Lebens und wirft die Frage auf, ob es Sinn macht, auf ein vorbestimmtes Ziel hinzuarbeiten ohne darüber nachzudenken, was man im Leben wirklich will.

Es ist kein angenehmes Erlebnis diesen Film anzuschauen, aber er regt zum Nachdenken an. Der größte Teil des Films ist langsam, seltsam, und manchmal auch langweilig. Aber wenn man es schafft bis zum Ende durchzuhalten, wird man sprachlos zurückgelassen.